Restriktive Geldpolitik beginnt zu wirken
Das wirtschaftliche Momentum nimmt weiter ab. Die konjunkturellen Vorlaufindikatoren deuten auf eine deutliche Schwächephase hin und Rezessionsängste sind nicht von der Hand zu weisen. Dennoch zeigt sich die Weltkonjunktur bisher – allen voran die US-Wirtschaft – stärker als befürchtet. Der Konsument erweist sich derzeit noch als wertvolle Konjunkturstütze und trotzt der hohen Inflation mit einer anhaltend guten Konsumlaune. Für die kommenden Monate dürfte das Umfeld jedoch rauer werden. Die chinesische Wiedereröffnung hat nicht zum erhofften starken Wachstumsschub geführt und erste Schwächesignale machen sich breit. Wir erwarten keine globale Rezession, die Wachstumsraten dürften angesichts der hartnäckigen Inflation jedoch für eine längere Periode unterdurchschnittlich ausfallen.
USA: Hard, Soft oder No Landing
Die Entwicklung der US-Wirtschaft wird für die Weltkonjunktur ein zentrales Element darstellen. Die Ökonomen rätseln derzeit um ein «Soft», «Hard» oder gar «No» Landing. Dabei ist die zentrale Fragestellung, wie stark sich der Bremseffekt der restriktiven Geldpolitik zur Bekämpfung der Inflation auf die Wirtschaft auswirken wird. Angesichts der bisher stabilen Wachstumsdaten erwarten wir keine Rezession in den USA, das Wachstum für das laufende Jahr wurde nach oben revidiert und dürfte 1% knapp übersteigen.
Eurozone unter Druck
Anders als die USA dürfte die Eurozone 2023 ein nur knapp positives Wachstum erzielen. Technisch gesprochen ist die Region bereits in eine Rezession geschlittert und bewegt sich in einem herausfordernden Umfeld. Die Inflation bleibt weiter hartnäckig und könnte weitere Zinsschritte nötig machen. Dies lastet zusätzlich auf dem Wirtschaftsausblick. Zudem dürften sich – trotz derzeit prall gefüllter Lager – die Diskussionen über die Energieversorgung im Winter wieder mehren. Wohl liegen die Öl- und Gaspreise wieder deutlich tiefer als zu Kriegsbeginn in der Ukraine, sie bleiben aber über den Vorkrisenniveaus und könnten bei kalten Wetterverhältnissen äusserst sensitiv reagieren. Die Schweiz dürfte robuster durch die nächsten Quartale kommen, ein Wachstumsschub ist dennoch sowohl für das laufende wie auch das kommende Jahr nicht zu erwarten.
Chinas Immobilienprobleme
Die Hoffnung auf signifikante Wachstumsimpulse aus China schwinden. Nachdem bereits die Öffnung nach den Covid- Restriktionen nicht den erwarteten Schub gebracht hat, kommen jüngst wieder Unsicherheiten im Immobiliensektor hinzu, die zusätzlich auf dem Wachstumsausblick lasten, so z.B. die Zahlungsschwierigkeiten des Immobilienkolosses Country Garden. Damit dürften die Wachstumsschätzungen für Fernost derzeit noch zu optimistisch sein und weitere Abwärtsrevisionen erfahren.