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Ein Mann gräbt im Garten mit Werkzeugen und einer Blumentopf.
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CO₂ im Boden statt in der Luft – Zwischenbilanz

 

Für jede zusätzlich gespeicherte Tonne CO2 erhalten Landwirtinnen und Landwirte eine finanzielle Unterstützung von der BLKB – ein wertvoller Anreiz und gleichzeitig eine Anerkennung für das Engagement im Klimaschutz. Das Projekt wird durch das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) wissenschaftlich begleitet und ausgewertet. Die Zwischenmessungen nach drei Jahren zeigen nun: Die Massnahmen haben sogar eine grössere Wirkung als erwartet. Auf rund 1100 Hektaren Ackerland konnte durch humusaufbauende Massnahmen bereits Erfreuliches erreicht werden. Wie das in der Praxis aussieht, erzählen zwei beteiligte Landwirte aus Duggingen und Röschenz im Interview – und sie berichten, welche positiven Veränderungen sie bereits auf ihren Feldern beobachten.

Die aktuellen Zwischenmessungen zeigen, dass im Projekt mehr CO2 gebunden wird als ursprünglich erwartet.

Interview mit Patrik Birrer

Patrik Birrer, Sie sind von Anfang an mit dabei. Was hat Sie damals überzeugt, beim Projekt «Klimaschutz durch Humusaufbau» mitzumachen?

Wir waren von Beginn an dabei und haben die Umsetzung von Massnahmen mit nachfolgender Messung des Humusgehalts erstmals auf unserem Betrieb erprobt. Als Biolandwirtschaftsbetrieb sehen wir den Boden als unser wertvollstes Gut an, denn wir arbeiten mit ihm und leben von ihm. Eine langfristige Nahrungsmittelproduktion ist nur mit gesunden und aktiven Böden möglich. Deshalb setzen wir uns mit Überzeugung für deren Schutz ein.

Welche konkreten Massnahmen setzen Sie auf Ihrem Betrieb um, um den Humusgehalt im Boden zu erhöhen?

Wir fördern den Humusaufbau durch den Einsatz von Pflanzen mit starker Verwurzelung, da dies die Durchlüftung des Bodens verbessert. Zusätzlich bringen wir organisches Material wie Mist und Kompost auf die Felder, um den Humusgehalt gezielt zu erhöhen. Ausserdem reduzieren wir die offene Ackerfläche und das Pflügen, durch diese Massnahmen wird das CO2 im Boden gebunden und die Bodenstruktur erhalten.

Und wie wirksam waren die Massnahmen?

Die Massnahmen sind sehr erfolgreich. Das zeigt sich deutlich am Boden und an den Kulturen. Natürlich besteht noch Potenzial für weiteren Aufbau, wir müssen dabei die wirtschaftliche Balance zwischen Produktion und Humusaufbau im Auge behalten.

Haben Sie bereits Veränderungen festgestellt – sei es bei der Bodenqualität, der Wasserspeicherung oder den Erträgen?

Ja, wir konnten auf allen drei Ebenen Verbesserungen beobachten. Besonders bei der Wasserspeicherung sind grosse Unterschiede sichtbar, da die Kapillarität deutlich erhöht wurde. Diese verbesserte Wassertransportfähigkeit ist ein entscheidender Faktor für gesunden Boden, was sich letztlich auch positiv auf die Erträge auswirkt. Zudem fördert eine tiefe Verwurzelung sowohl die Nährstoffbindung als auch das Wasserhaltevermögen.

Welche Bedeutung hat der Humusaufbau für Ihre landwirtschaftliche Tätigkeit im Hinblick auf Trockenheit und Starkniederschläge?

Wir haben eine exponierte Ausrichtung nach Südwesten und dadurch sehr viel Sonne. Deshalb ist es für uns besonders wichtig, Böden zu haben, die ein gutes Rückhaltevermögen besitzen und in der Lage sind, Wasser nachzuliefern. Das Gleiche gilt bei Starkniederschlägen: Böden mit hohem Humusgehalt neigen weniger dazu, zu verschlämmen, und fördern den Abfluss von Regenwasser in Richtung Grundwasser. Für Pflanzen ist die Nährstoffspeicherfähigkeit des Bodens von zentraler Bedeutung.

Wie bewerten Sie die finanzielle Unterstützung durch die BLKB?

Wir finden, dass das eine sehr gute Sache und eine schöne Geste ist. Die finanzielle Unterstützung schafft sicherlich Anreize, um an dem Projekt teilzunehmen oder mal etwas Neues auszuprobieren. Persönlich hätten wir auch ohne finanzielle Vergütung mitgemacht, da unser Hauptanliegen darin besteht, den Boden zu schützen und zu erhalten. Diesen Gedanken möchten wir weitergeben. Besonders positiv finden wir, dass die BLKB die CO2-Kompensation der betrieblichen Emissionen gezielt in der Region und in der Landwirtschaft umsetzt, anstatt diese im Ausland zu beziehen.

Welche langfristigen Chancen sehen Sie für die Landwirtschaft im Baselbiet durch solche Projekte?

Der Klimawandel schreitet unaufhaltsam voran. Mit solchen Projekten können wir den Boden schützen und erhalten sowie durch CO2-Bindung einen wichtigen Beitrag für die Umwelt leisten. Wir sind sehr dankbar, dass der Kanton Basel-Landschaft dieses Projekt initiiert hat und eine Vorreiterrolle übernimmt. Darin sehen wir eine grosse Chance und hoffen, dass dadurch auch das Bewusstsein anderer Landwirte gestärkt wird.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft von Politik, Gesellschaft oder auch der Bank in diesem Zusammenhang?

Die politischen Vorgaben sind teilweise einschränkend, auch wenn wir durch Zahlungen unterstützt werden. Für solche Projekte wünschen wir uns von der Politik und der Wirtschaft mehr Akzeptanz und Unterstützung. Wir Landwirte möchten als Unternehmer wahrgenommen werden und unsere Familie ernähren. Unser Ziel ist es, gesunde und hochwertige Nahrungsmittel zu einem fairen Preis zu produzieren.

Von der Bank wünsche ich mir, dass das Projekt im Jahr 2027 nicht aufhört, sondern weitergeführt wird. Alternativ hoffen wir, dass unser Betrieb Oberaesch bei weiteren Projekten erneut berücksichtigt wird.

 

«Der Boden ist unser wertvollstes Gut, wir arbeiten mit ihm und leben von ihm. Er ist schützens- und erhaltenswert – das sollte im Mittelpunkt der Landwirtschaft stehen.»

Patrik Birrer, Hof Oberaesch, Duggingen

Patrik Birrer

Betrieb in Kürze

Betrieb: Hof Oberaesch, Duggingen
Betriebsleitung: in Pacht, Patrik und Daniela Birrer, beide 50 Jahre alt
Betriebszweige: Acker- und Futterbau, Mutterkuhhaltung/Fleischrinderzucht, Pensionspferde
Bewirtschaftung: Bio
Fläche: 61 ha, davon 40 ha Ackerfläche
Tierbestand: 30 Mutterkühe, 15 Mutterschafe, 30 Pferde
Haupterzeugnisse: Milch, Brotweizen, Baumnüsse
Absatzkanäle: Bio Knospe
Nachhaltigkeit: Humusaufbau, Nützlingsstreifen, Extensivwiesen, Hochstammbäume, Stein- und Trockenmauern, Totholzhecken, Altbäume, Nistkästen, Wildbienenhotel, Weiher; total 16 % Biodiversitätsförderflächen
Gründung: seit 1956 im Besitz des Kantons Basel-Stadt, seit 2014 von Birrers gepachtet
Besonderheit des Betriebs: Wir setzen uns nicht nur für die Natur ein, sondern engagieren uns auch sozial. In Zusammenarbeit mit dem Jugendsozialwerk ermöglichen wir drei geschützte Arbeitsplätze.

 

Interview mit Beat Hügli und Marco Pittaro

Beat Hügli und Marco Pittaro, Sie sind auch von Anfang an mit dabei. Was überzeugte Sie damals, beim Projekt «Klimaschutz durch Humusaufbau» mitzumachen?

Der Klimawandel ist auch bei uns spürbar und wir müssen aktiv etwas dagegen unternehmen. Eine wirksame Massnahme ist der Aufbau von Humus, da dadurch mehr Wasser gespeichert und die Struktur des Bodens verbessert wird. Besonders überzeugt hat uns, dass die BLKB in Zusammenarbeit mit dem Ebenrain-Zentrum eine neutrale und fachliche Beratung angeboten hat.

Welche konkreten Massnahmen setzen Sie auf Ihrem Betrieb um, um den Humusgehalt im Boden zu erhöhen?

Es konnten bereits einige Massnahmen erfolgreich umgesetzt werden: Dazu zählen Gründüngungen, die Kompostierung von Mist mit Rindenmulch sowie die Kalkung der Böden, welche als Bindeglied zwischen Ton und Humus eine wichtige Rolle spielt. Durch die Umstellung der Fruchtfolge erreichen wir eine grössere Diversifizierung. Zum Beispiel trägt der vermehrte Rapsanbau dazu bei, die Widerstandsfähigkeit gegenüber Schädlingen zu erhöhen. Auch die Bodenbearbeitung spielt eine entscheidende Rolle: Überwiegend arbeiten wir pfluglos, was eine weniger intensive und oberflächliche Bearbeitung ermöglicht.

Und wie erfolgreich waren die Massnahmen?

Wir haben den Betrieb 2020 übernommen und ein Jahr später mit dem Humusprojekt begonnen. Über fünf Jahre hinweg konnten wir eine positive Veränderung der Bodenstruktur beobachten. Besonders im Sommer hält der Boden die Trockenheit besser aus. Zudem gibt es weniger Maschinenverschleiss und die Erträge sind stabil geblieben.

Gab es auch Herausforderungen bei der Massnahmenumsetzung?

Ja, es gab anfangs kritische Stimmen aus unserem Umfeld zum Humusprojekt, und wir wurden teilweise belächelt. Doch wir waren uns von Anfang an einig und sagten uns: «Einen Schritt nach vorne zu wagen, kann Früchte tragen.» Die Initiative des Ebenrain-Zentrums hat uns überzeugt, etwas Neues auszuprobieren und mutig zu sein.

Wie bewerten Sie die finanzielle Unterstützung durch die BLKB?

Die finanzielle Unterstützung minimiert unser Risiko und deckt einen Teil der Kosten für die zusätzlichen Massnahmen. Wir schätzen dies sehr und finden es äusserst sinnvoll, dass die BLKB die CO2-Kompensation der betrieblichen Emissionen bewusst regional umsetzt.

Spüren Sie auch persönlich eine stärkere Wertschätzung für Ihre Arbeit?

Wir spüren eine persönliche Wertschätzung aufgrund der Teilnahme am Projekt. Es erfüllt uns mit Stolz, dass wir unseren eigenen Weg gegangen sind und den Mut hatten, trotz Gegenstimmen teilzunehmen. Im Rahmen des Projekts hatten wir die Möglichkeit, andere landwirtschaftliche Betriebe und Unternehmen kennenzulernen und uns über unsere Erfahrungen auszutauschen. Diese Kontakte haben unser Interesse weiter gefördert und letztlich unser Wissen erweitert.

Würden Sie landwirtschaftlichen Betrieben empfehlen, solche Massnahmen zu ergreifen?

Ja, auf jeden Fall. Wir empfehlen diese Massnahmen allen landwirtschaftlichen Betrieben. Wir haben sie in unseren Betrieb integriert, sehen die positiven Wirkungen und verfügen nun über das entsprechende Wissen. Uns ist es wichtig, dass auch andere etwas ausprobieren – es gibt nichts zu verlieren.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft von Politik, Gesellschaft oder auch der Bank in diesem Zusammenhang?

Von der Politik wünschen wir uns mehr unternehmerische Freiheit auf gesetzlicher Ebene, zum Beispiel bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln oder der Nährstoffausbringung. Der Betrieb ist von der Natur, den Tieren und dem Wetter abhängig – nicht von starren gesetzlichen Fristen. In der Gesellschaft fehlt es manchmal an Verständnis, was oft auf Unwissenheit zurückzuführen ist. Leider wird die Distanz zwischen Privatpersonen und der Landwirtschaft immer grösser, da alles zentralisiert wird und es immer weniger landwirtschaftliche Betriebe gibt. Unser Wunsch an die Bank: Bitte führt das Projekt weiter und gewinnt mehr Teilnehmende dafür. Gerade im Hinblick auf kommende Generationen sehen wir grosses Potenzial.

 

«Mutig zu sein, lohnt sich. Wer nichts ausprobiert, erfährt nie, was möglich ist und welche Chancen sich daraus ergeben können.»

Marco Pittaro und Beat Hügli, Burghof, Röschenz

Marco Pittaro und Beat Hügli

Betrieb in Kürze

Betrieb: Burghof, Röschenz
Betriebsleitung: Marco Pittaro (34 Jahre) und Beat Hügli (35 Jahre)
Betriebszweige: Milchwirtschaft, Futter- und Ackerbau
Bewirtschaftung: ÖLN
Fläche: 124 ha, davon 100 ha Ackerfläche
Tierbestand: 160 Milchkühe, 90 Aufzuchtrinder
Haupterzeugnisse: Milch, Brotgetreide
Absatzkanäle: IP Suisse
Technik/Besonderheit: Melkroboter
Nachhaltigkeit: Humusaufbau, Nützlingsstreifen, Buntbrachen, Extensivwiesen; total 17 % Biodiversitätsförderflächen
Gründung: 1978, seit 2020 in Pacht
Besonderheit des Betriebs: Wir haben einen zukunftsgerichteten Betrieb und grosse Freude an unserer erfolgreichen Rinderzucht und dem Zuchtviehverkauf.

 

Statement Ebenrain-Zentrum

Das Pilotprojekt bietet die Chance, die Klimaleistungen der Baselbieter Landwirtschaft sichtbarer zu machen und Landwirtinnen und Landwirte in ihrem Engagement dafür finanziell zu unterstützen. Die Ergebnisse der ersten drei Jahre, die auf Bodenanalysen basieren, haben alle Erwartungen übertroffen: Die teilnehmenden Betriebe erreichten das Fünffache des ursprünglich anvisierten Ziels. Neben den positiven Klimaeffekten ist der Humusaufbau von zentraler Bedeutung für die Bodenfruchtbarkeit und somit für die Ertragsstabilität in Zeiten des Klimawandels. Dies ist ein Ziel, das projektübergreifend für alle Landwirtschaftsbetriebe von grosser Relevanz ist.

Priscilla Hirsbrunner, Projektleiterin Humusprojekt vom Ebenrain-Zentrum

Statement FiBL

Das Projekt «Klimaschutz durch Humusaufbau» ist sowohl national als auch international in dieser Form einzigartig. Es bringt Partner aus Landwirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft und Finanzsektor auf Augenhöhe zusammen, um gemeinsam Klimaschutz und Klimaanpassung voranzutreiben. Dadurch weckt es in der Schweiz und in Europa grosses Interesse und dient als Vorbild für die Weiterentwicklung der Landwirtschaft sowie die Umsetzung des europäischen Green Deals. Die bisherigen Zwischenergebnisse übertreffen auf vielen Betrieben unsere Erwartungen. Aktuell analysieren wir die Humusdynamik in der Region sowie die Wirksamkeit der umgesetzten Massnahmen wissenschaftlich. Die gewonnenen Erkenntnisse werden den Landwirtinnen und Landwirte weitergegeben und über diese erfolgreiche Verbindung der Land- mit der regionalen Finanzwirtschaft mit verschiedenen nationalen und internationalen Institutionen geteilt.

Markus Steffens, wissenschaftliche Begleitung FiBL

 

Factbox – Klimaschutz durch Humusaufbau

Start: 2021, Laufzeit bis 2027
Partner: BLKB und Ebenrain-Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung
Teilnehmende Betriebe 1. Projektphase: 55 Landwirtschaftsbetriebe aus dem Baselbiet
Fläche: rund 1100 Hektaren Ackerland
CO2-Speicherung: Bisher 15 619 Tonnen gebunden – das entspricht den jährlichen Emissionen von ca. 1100 Einfamilienhäusern, welche mit Öl heizen.
Ziel: Böden fruchtbarer und widerstandsfähiger machen – und aktiv zum Klimaschutz beitragen
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